Zur Geschichte unseres Schullandheims

Winterburg in der Gegend von Kreuznach (Georg Schneider, 1793)Das Schullandheim Winterburg ist im 1747 erbauten ehemaligen Amtshaus der Gemeinde untergebracht. Doch der Ursprung des barocken Gebäudes reicht noch viel weiter in die Geschichte zurück. Mauerreste auf dem direkt angrenzenden Hügel lassen erkennen, dass hier bereits im 12. Jahrhundert eine Burg gestanden haben muss.

Eine Zeichnung des Malers Georg Schneider aus dem Jahre 1793 gibt uns Aufschluss über die ehemalige Winterburg. Rechts im Bild die Ruine des „Alten Schlosses", von dem heute auf dem Hügel südlich des Schullandheimes nur noch spärliche Mauerreste zu finden sind. Die Winterburger Bezeichnung „Neues Schloss“ gilt dem Amtshaus links im Bild. Es war bis 1959 Bürgermeisterei für die umliegenden Gemeinden und danach Schullandheim.

Von der mittelalterlichen Burganlage ...

Ostseite des alten Schlosses Winterburg (Georg Schneider, 1793)Wahrscheinlich wurde die Burganlage im 12. oder 13. Jahrhundert erbaut. 1325 wird sie erstmalig urkundlich erwähnt: Graf Johann von Sponheim (1292-1340) erhält sie vom Erzbischof Balduin von Trier als Lehen...

„...mit samt dem Tal und der dabei liegenden Mühle, sowie auch mit dem dabei liegenden Eigenland und der Herrschaft, die zu dieser Burg jetzt oder späterhin gehören samt allen Getreuen und den Burgleuten dieser Burg...“.

Graf Johann erwirkte daraufhin 1331 bei Kaiser Ludwig von Bayern den Freiheitsbrief für das Dorf "Wynthirberg", der dem Ort die gleichen Rechte wie der damals bedeutenden Handelsstadt Oppenheim verlieh.

Hauptpartie der Ruine des Schlosses Winterburg bei Kreuznach (Georg Schneider, 1793)Der Aufschwung zu einem bedeutenden Ort endete aber bereits 1334: Graf Johann, sein Bruder Simon und der Wildgraf Johann von Dhaun gerieten in Fehde mit dem Trierer Erzbischof. Dieser zerstörte u.a. auch die weiträumig angelegte Vorburg. Verschont blieb nur die Hauptburg – das „Alte Schloss“.

 

Zu diesem hinüber wurde 1609 eine neue Schlossbrücke errichtet. Die Pfeilerreste sind heute noch am Hang zu entdecken. Die Brücke muss in Verbindung gestanden haben zu dem ursprünglich freistehenden Turm, dem ältesten, nach Westen vorspringendem Gebäudeteil des Amtshauses (heute Heizungsraum).

In den Eroberungskriegen Ludwigs XIV gegen die Pfalz zerstörte General Mélac 1689 das „Alte Schloss“. Dessen Ruine wurde erst abgetragen, als 1839 der baufällige Turm in den Ort gestürzt war.

... zum barocken Amtshaus mit Gutshof ...

Schullandheim in der DämmerungAuf dem Fundament der bereits 1334 zerstörten Vorburg wurde 1747 das Amtshaus errichtet. Zu dieser Zeit war das gesamte heutige Schullandheim-Gelände ein großer, zum Amt gehörender Gutshof mit zahlreichen Ställen, Scheunen und Wohnhäusern der Bediensteten. Der bedeutende Amtmann Carl Ludwig Jacobi (Amtszeit 1741-84) hatte die umliegenden Gärten und Felder als Mustergut angelegt. Ihm verdanken wir auch eine ausführliche geschichtliche Dokumentation der Burg und des Amtes Winterburg.

1788 wurde der Pferdestall, das Haus neben dem großen Torbogen (heute Werkstatt), zur Wohnung für den Amtsassessor umgebaut. Das kleine Fachwerkhaus gegenüber dem Amtshaus (heute „Kleines Haus“) war damals Wohnhaus eines Landwirtes. Den massiven Turm (heute Heizungsraum) nutze man ab 1789 als Amtsgefängnis.

... bis heute ...

Detail1959 ging das Amtshaus mit 1,4 ha Grundstück in den Besitz der Schullandheim-Vereinigung 1955 Mainz e.V. über. Lehrer, Schüler und Vereinsmitglieder bauten es nach und nach zu einem gemütlichen Schullandheim um. An die Rückseite des Gebäudes wurde ein moderner Sanitärtrakt mit Waschräumen und Duschen angebaut und die Fachwerkwände von ihren amtsstubenhaften Holzverkleidungen befreit und aufgearbeitet. Die zu Anfang von der Bundeswehr überlassenen Metall-Etagenbetten und Spinde wichen rustikalen, bequemen Holzbetten. Auch eine moderne Großküche wurde für den Beherbergungsbetrieb benötigt. Für viele Jahre heizte eine Solaranlage das warme Wasser.

RitterleuchteDies sind nur einige der Veränderungen, die das Amtshaus in den letzten Jahrzehnten erfahren hat – fast ausschließlich durch freiwillige Helfer rund um den Lehrer und Bildhauer Reginald Krämer (1945-2000). Er hat Generationen von Bautrupp-Helfern sein Wissen um zeitgenössische Bau- und alte Handwerkstechniken weitergegeben. So konnten wir das alte Bauwerk an die Erfordernisse eines heutigen Beherbergungsbetriebes anpassen, ohne den Zauber des alten Hauses zu verlieren. Nach wie vor arbeiten zahlreiche freiwillige Helfer jedes Jahr daran, das Schullandheim zu erhalten und schöner und komfortabler zu gestalten.

Und wir freuen uns, wenn jede Woche Schulklassen und Jugendgruppen den Burgberg erstürmen und dafür sorgen, dass die Geschichte hier oben nicht abreißt.