Wie alles begann...
1955 stand für eine Gruppe aus Lehrern und Eltern des Gymnasiums am Kurfürstlichen Schloss um Dr. Josef Dubitzky fest: Wir brauchen ein Schullandheim, wohin unsere Schüler/Kinder fahren können, wo sie fern der Stadt zwei Wochen lang zusammen wohnen und leben, Unterricht mitten in der Natur erleben können, und quasi nebenbei Ihre Mitschüler und auch die Lehrer besser (und sicher auch von einer ganz neuen Seite) kennen lernen.
Ein Verein wurde gegründet – die "Schullandheim- und Schulsport-Vereinigung Gymnasium am Kurfürstlichen Schloß Mainz e.V." gegründet, der zu diesem Zweck die 'Bongesmühle' im Aartal kaufte. Vier Jahre später trennte sich der Verein in die "Schullandheim-Vereinigung 1955 Mainz e.V." und die "Schulsport Vereinigung Mainz e.V." Die Schullandheim-Vereinigung verkaufte die baufällige Mühle und erwarb das ehemalige Amtshaus in Winterburg zusammen mit 14.000 m2 Grundstück für 50.000,- DM.
Der Umzug vom Aartal in den Hunsrück wurde durch Schüler des Gutenberg-Gymnasiums und des Schloss-Gymnasiums durchgeführt. Damals war es üblich, dass die Schüler auf Ihrer Klassenfahrt gleichzeitig das Haus selbst zum Schullandheim ausbauten.
In den Jahren nach dem Kauf der "Winterburg" mussten zuerst einmal die Grundvoraussetzungen für einen geregelten Schullandheimbetrieb geschaffen werden: Bei der Bundeswehr erstand man ausrangierte Stahl-Etagenbetten, die den Schülern noch bis in die 80er Jahre als Nachtlager dienten. Der tropfende Wasserhahn an der Hausrückwand und der "Donnerbalken" im Wäldchen wurden durch einen Sanitärtrakt ersetzt, über dem damals noch nicht der Unterrichtsraum, sondern ein großer Balkon war. Einen Mädchenbereich gab es damals im Sanitärtrakt noch nicht, denn die "Coeducation" wurde erst viel später eingeführt; es fuhren also zunächst nur Klassen reiner Jungenschulen ins Schullandheim.
Der Tischtennisraum mit dem darüber liegenden Rittersaal wurde angebaut - zunächst nur von außen zugänglich, der Durchgang 'trockenen Fußes' im Inneren des Hauses entstand erst viel später.
... und wie es weiterging
Nach 20 Jahren Schullandheim-Betrieb wurden die Nagespuren des Zeit-Zahnes unübersehbar: Die "Sperrmüll"-Möblierung von 1960 zerfiel in ihre Bestandteile, Küche und Toiletten entsprachen kaum noch den alten Hygiene-Vorschriften, das "Kleine Haus" hatte eine Außenwand verloren... Auch das "Raumdesign" der frühen 60er Jahre hatte seinen Charme eingebüßt. Langsam lösten sich die Resopalplatten, mit denen die Eichendeckenbalken umhüllt worden waren.
1981 übernahm Gert Metz die Leitung und Organisation des Schullandheimes. Er und Peter Kretschmer, der ebenfalls zu dieser Zeit neu in den Vorstand kam, ahnten kaum, welcher Gewaltakt zur Rettung des Schullandheims bevorstand! Ohne Reginald Krämer wäre dies nicht zu schaffen gewesen! Als Universalgenie in Bautechnik, Kunst, Musik und Pädagogik motivierte er hunderte von Schülerinnen und Schülern, ihre Freizeit in den Ferien und an Wochenenden begeistert für die Sanierung des Schullandheims zu opfern.
Im Sommer 2000 - Reginald war gerade 55 Jahre alt geworden - hörte sein Herz auf zu schlagen. Seine Familie und wir, die große "Winterburg-Familie", waren wie gelähmt. Wir denken oft an ihn. Jedes Plätzchen im Schullandheim-Gelände und jeder Raum im Haus sind bleibende Gedenkplätze an seine Lebens- und Gestaltungskraft. Diese wirkt weiter: Die jungen Mitglieder unseres Vereinsvorstandes, alle seit ihrer Schulzeit in Winterburg aktiv, führen die Arbeiten weiter - tatkräftig unterstützt von nachwachsender Bautrupp-Jugend.
Aber was wäre unser Schullandheim ohne die entsprechende Verpflegung vor Ort. Dafür sorgte mit Herz und viel menschlicher Wärme 35 Jahre lang Frau Alma Heinzle, die tausenden von Schülern noch in guter Erinnerung ist. Sie tröstete bei Heimweh, versorgte kleine Wunden und schaute bis zu ihrem Tod (2010) hin und wieder im Haus vorbei, wobei immer mit Freuden an viele Streiche und lustige Erlebnisse zurückgedacht wurde.
1986 wurde der Antrag der Schullandheim-Vereinigung auf Zivildienststellen genehmigt. Bis zur Abschaffung des Zivildienstes trugen unsere Zivis einen großen Teil dazu bei, Haus und Hof in Ordnung zu halten und den Service für unsere Gäste zu verbessern. Heute liegt die Hauswirtschaft ganz in den Händen unseres hauptamtlichen Teams.